DAS
GESCHÄFTS­JAHR
Auszug aus dem Konzernlagebericht
und dem Konzernabschluss.
AUSZUG
KONZERNLAGE­BERICHT

Rahmenbedingungen

Regulatorisches Umfeld
Anfang April 2022 wurde mit Blick auf die sich zuspitzende Klimakrise und den am 24. Februar 2022 von Russland begonnenen Angriffskrieg auf die Ukraine ein mehr als 500 Seiten umfassendes Maßnahmenpaket, das sogenannte „Osterpaket“, präsentiert. Herzstück des Pakets ist der Grundsatz, dass die Nutzung erneuerbarer Energien im „überragenden öffentlichen Interesse“ liegt und der „öffentlichen Sicherheit dient“.

Da sich die Lage auf dem Gasmarkt im Frühjahr 2022 weiter verschärft hatte – allem voran durch den Lieferstopp durch Nordstream 1 und durch Lecks an Unterseepipelines – hatte die Bundesregierung die zunächst vorgesehene Gaspreisumlage zurückgenommen. Mit ihrem neuen Gesamtpaket und einem 200 Milliarden Euro-Schutzschirm unterstützte sie stattdessen direkt die betroffenen Energieunternehmen.

Zu Beginn des zweiten Halbjahres 2022 wurde schließlich für Stromkunden die Zahlung der EEG-Umlage ausgesetzt.

Anfang September 2022 wurde ein drittes Entlastungspaket verabschiedet, mit dem Bürgerinnen und Bürger um weitere 65 Milliarden Euro entlastet werden sollten. Energiepolitische Kernpunkte des Pakets waren Entlastungen bei den Strompreisen (Strompreisbremse), eine Abschöpfung von sogenannten „Überschusserlösen“ von Stromproduzenten zur Finanzierung der Strompreisbremse, eine Verschiebung der geplanten Erhöhung beim CO2-Zertifikatepreis, weitere Maßnahmen zur Sicherstellung einer krisensicheren Energieversorgung und die Senkung der Umsatzsteuer für Gas und Fernwärme auf 7 %. In der Folge wurden im Dezember 2022 Gesetzentwürfe zur Strom- und Gaspreisbremse verabschiedet, die auch eine Dezember-Soforthilfe zur Überbrückung beinhalteten.

Im Jahr 2022 betrug nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts die Brutto-Stromerzeugung 582,6 TWh, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6,7 TWh entspricht. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger kommt dabei auf 43,9 %.

Der vorläufige Stromverbrauch (Netzlast) ist laut Bundesnetzagentur auf 484,2 TWh (2021: 504,5 TWh) gesunken. Die Reduzierung des Stromverbrauchs spiegelt das Ergebnis der Einsparmaßnahmen wider, die die Wirtschaft und die Bevölkerung ausgelöst durch die hohen Strompreise vor allem in der zweiten Jahreshälfte geleistet haben. Wegen der höheren Einspeisung erneuerbarer Energieträger im Jahr 2022 stieg der Anteil der regenerativen Stromerzeugung am Bruttoinlandsstromverbrauch von 42,7 % im Jahr 2021 auf 48,3 %.

Der Stromspotpreis stieg im Jahr 2022 wegen der unsicheren Brennstoffsituation deutlich. So entwickelte sich der Preis am Großhandelsmarkt von durchschnittlich 185,80 Euro/MWh in der ersten Jahreshälfte auf 284,26 Euro/MWh in der Zweiten. Der Haupttreiber hierfür war seit Jahresbeginn der Überfall Russlands auf die Ukraine und die damit zusammenhängenden Turbulenzen an den Brennstoffmärkten.

Die durchschnittlichen Haushaltsstrompreise sind 2022 gegenüber dem Vorjahr ebenfalls deutlich angestiegen. Hauptgrund dafür waren die gestiegenen Kosten für Beschaffung und Vertrieb.

Auch der Erdgasverbrauch hat aufgrund der warmen Temperaturen und Verbrauchseinsparungen im Vergleich zum Vorjahr abgenommen.

Die Erhöhung bei den Erdgaspreisen im Haushaltskundenbereich um 197,2 % im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal ist größtenteils auf die höheren Kosten für Beschaffung und Vertrieb zurückzuführen. Leicht preisreduzierend wirkte sich hingegen die gesunkene Mehrwertsteuer auf den Erdgaspreis für Haushaltskunden aus.

Geschäftsverlauf

Gesamtaussage des Vorstands zum Geschäftsverlauf
Das Geschäftsjahr 2022 wurde stark von den Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die damit einhergehenden Verwerfungen auf den Energiemärkten geprägt. Volatile Preisentwicklungen auf hohem Niveau und ordnungspolitische Eingriffe erforderten tiefgreifende Änderungen in Vertriebs- und Beschaffungsvorgängen unter hohem Zeitdruck. Hinzu kam eine rückläufige Nachfrage nach Strom, Gas und Wärme durch die notwendig gewordenen Einsparmaßnahmen der Unternehmen und Verbraucher.

Diesen Herausforderungen zeigte sich der ENTEGA-Konzern mehr als gewachsen. Die Leistungsfähigkeit des ENTEGAKonzerns zeigt sich auch in der erfreulichen Entwicklung der zentralen finanziellen Leistungsindikatoren. Hierbei handelt es sich um die Kennzahlen EBIT (Jahresüberschuss vor Steuern sowie Zinserträgen und -aufwendungen) und Konzerngewinn. Das EBIT des Konzerns liegt mit 90,7 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 80,4 Mio. Euro und übertrifft damit auch die Planung um 9,7 Mio. Euro. Vor dem Hintergrund der sehr herausfordernden Rahmenbedingungen ist dieses Ergebnis ein großer Erfolg für den Konzern. Dies gilt auch für den Konzerngewinn, der mit 34,4 Mio. Euro um 6,3 Mio. Euro über dem Wert des Vorjahres liegt und damit um 7,6 Mio. Euro höher als geplant ausfällt.

Im Bereich der regenerativen Erzeugung befanden sich zum Bilanzstichtag insgesamt Erzeugungskapazitäten von rund 302,9 MW in Bau oder Betrieb unter ENTEGA-Eigentum beziehungsweise -Management. Der Schwerpunkt der Stromerzeugung liegt auf der Windenergienutzung durch On- und Offshore-Parks, gefolgt von der Stromerzeugung durch Photovoltaik (PV). Der Windpark Hausfirste II, der im nordhessischen Kaufunger Wald errichtet wurde, ist im Berichtsjahr vollständig in Betrieb genommen worden. Darüber hinaus wurde im Herbst 2022 mit dem Bau des Windparks Haiger II in Mittelhessen begonnen. Zusätzlich konnten bereits im Februar 2022 kommunale Flächen im Saarland zur Errichtung eines weiteren Windparks gesichert werden.

Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 geplant. Weiterhin wurde gemeinsam mit der Enovos Renewables GmbH in direkter Nachbarschaft zum Bestandspark in Leiwen eine PV-Freiflächenanlage von insgesamt 11,3 MWp projektiert.

Das Geschäftsjahr 2022 war in den Geschäftsfeldern Vertrieb und Handel von massiven Preissteigerungen und einer dadurch ungewissen Wettbewerbssituation geprägt. Die auf sehr hohem Niveau stark schwankenden Beschaffungskosten brachten den Wettbewerb nahezu zum Erliegen. Vor diesem Hintergrund und angesichts der ungewissen rechtlichen Lage wurden im Laufe des Jahres sukzessive die Preisgarantien der Bestandskunden beendet und in der Akquise keine Garantien mehr ausgesprochen, sodass kurzfristiger auf die neuen Kosten reagiert werden kann und keine Risiken für den ENTEGAKonzern entstehen.

Die vom Gesetzgeber beschlossenen Entlastungspakete, die eine Mehrwertsteuersenkung auf Gas, die Absenkung der EEG-Umlage, die Soforthilfe für Gas und Wärme im Dezember sowie die Strom- und Gaspreisbremsen enthalten, haben alle Energieversorger in der Umsetzung vor große Herausforderungen gestellt. Dies gilt auch für den ENTEGA-Konzern angesichts der anspruchsvollen technischen Anpassungen in den IT-Systemen, vor allem für die Strom- und Gaspreisbremsen. Im Ergebnis wurden im Jahr 2022 alle gesetzlichen Anpassungen und Unterstützungen, wie beispielsweise die Soforthilfen für Gas und Wärme, fristgerecht umgesetzt.

Die deutschen Stromnetzbetreiber übermitteln der Bundesnetzagentur gemäß § 52 EnWG jährlich einen Bericht über die in ihrem Netz aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen. Die BNetzA ermittelt aus diesen Meldungen den sogenannten SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenem Letztverbraucher eines Kalenderjahres widerspiegelt. In Deutschland lag die durchschnittliche Unterbrechungsdauer im Jahr 2021 bei 12,70 Minuten (2020: 10,73 Minuten), im Netzgebiet der e-netz Südhessen AG belief sich dieser Wert im Jahr 2021 auf 4,30 Minuten (2020: 5,82 Minuten) und lag damit weiter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

An der ENTEGA Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH, über die sich Kommunen mittelbar an der e-netz Südhessen AG beteiligen können, wurden im Rahmen der zweiten Erwerbsrunde des Beteiligungsmodells „KommPakt“ erneut Anteile zum Erwerb angeboten. Insgesamt wurden damit zum 31. Dezember 2022 seitens der Kommunen 64,192 % der Anteile an dieser Gesellschaft gehalten. Die ENTEGA AG hält somit 35,808 % der Anteile. In einer dritten Erwerbsrunde haben die bereits beteiligten Konzessionskommunen mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2023 weitere Anteile in Höhe von 10,376 % erworben.

Im Bereich Telekommunikation trieb der Konzern über seine Tochtergesellschaft ENTEGA Medianet GmbH den Glasfaserausbau weiter voran.

Das Geschäftsfeld „IT-Services & Abrechnung“ war im Geschäftsjahr stark von den Gegenmaßnahmen gegen einen Cyberangriff geprägt, der im Juni die zeitweise Isolierung und Sicherung zahlreicher Systeme erforderlich machte. Die Einrichtung eines steuernden Krisenstabes, externe Unterstützung, temporäre 24/7-Schichten zum Monitoring der Bedrohungslage sowie eine abgestimmte Vorgehensweise zur Schadensminimierung sicherten ein weitestgehendes Wiederherstellen der in Teilen eingeschränkten IT- und Kommunikationslandkarten innerhalb von kürzester Zeit nach dem Angriff. Somit war auch die Geschäftstätigkeit der Konzerngesellschaften, die betroffene Systeme nutzen, nicht in kritischem Maße eingeschränkt.

Im Februar 2022 erfolgte die Grundsteinlegung für den Neubau eines Verwaltungsgebäudes in der Kasinostraße in Darmstadt. Mit der Fertigstellung wird im zweiten Halbjahr 2023 gerechnet.

Analyse der Ertragslage des Konzerns

In einem von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs geprägten Jahr konnte sich der ENTEGA-Konzern im Hinblick auf den Vertriebserfolg behaupten und die Stromerzeugung weiter ausbauen. Dies zeigt sich in den abgesetzten Mengen, die aus Sicht des Konzerns maßgebliche nichtfinanzielle Leistungsindikatoren darstellen.

2022
GWh
2021
GWh
Differenz
GWh
Differenz
%
Absatz Strom 6.032,1 5.902,2 +129,9 +2,2
Absatz Gas 6.008,6 6.534,7 −526,1 −8,1
Handelsmengen Strom 4.353,1 3.995,4 +357,7 +9,0
Handelsmengen Gas 402,7 463,2 −60,5 −13,1
Durchgeleitete Mengen Strom 3.247,1 3.361,8 −114,7 −3,4
Durchgeleitete Mengen Gas 6.341,2 7.690,2 −1.349,0 −17,5
Erzeugt Menge Strom1 392,0 331,9 +60,1 +18,1
Absatz Wärme 284,8 331,8 −47,0 −14,2
1 Beinhaltet die on-shore erzeugte Menge inkl. 100 % der Menge aus assoziierten Unternehmen.

Der ENTEGA-Konzern generierte im Geschäftsjahr 2022 eine Gesamtleistung (Umsatzerlöse, Bestandsveränderungen und aktivierte Eigenleistungen) von 3.048,3 Mio. Euro, die sich wie folgt zusammensetzt:

2022 Mio.
Euro
2021 Mio.
Euro
Differenz
Mio. Euro
Differenz
%
Umsatz GF Vertrieb 1.733,6 1.274,6 +459,0 +36,0
Umsatz GF Handel 814,7 341,0 +473,7 +138,9
Umsatz GF Netze 239,8 230,3 +9,5 +4,1
Umsatz GF ÖRB 75,0 76,1 −1,1 −1,4
Umsatz GF Erzeugung 77,3 72,5 +4,8 +6,6
Umsatz Sonstige GF 81,8 65,8 +16,0 +24,3
Bestandsveränderungen 9,7 3,3 +6,4 +193,9
Aktivierte Eigenleistung 16,4 13,7 +2,7 +19,7
Summe Gesamtleistung 3.048,3 2.077,3 +971,0 +46,7

Der Materialaufwand stieg im Vorjahresvergleich überproportional zur Gesamtleistung um 934,4 Mio. Euro bzw. 55,1 % auf 2.629,8 Mio. Euro. Dennoch konnte durch das höhere Leistungsniveau im Jahr 2022 ein um 36,6 Mio. Euro höherer Rohertrag erwirtschaftet werden.

Die sonstigen betrieblichen Erträge in Höhe von 22,9 Mio. Euro (Vorjahr 17,9 Mio. Euro) beinhalten u. a. die Buchgewinne aus dem Abgang von Sachanlagen, die 2022 um 2,8 Mio. Euro höher ausfielen. Weitere Veränderungen zum Vorjahr betreffen die Erträge aus Rückstellungsauflösungen (+1,3 Mio. Euro) und die Erträge aus Zuschreibungen (+1,2 Mio. Euro).

Im ENTEGA-Konzern belaufen sich die Personalaufwendungen des Geschäftsjahres 2022 auf insgesamt 202,0 Mio. Euro, was einen Anstieg zum Vorjahr von 1,9 Mio. Euro bzw. 1,0 % darstellt. Während sich die durchschnittliche Mitarbeiteranzahl inklusive Auszubildender von 2.114 auf 2.150 erhöhte, ist diese Zunahme auch das Ergebnis aus der Tarifentwicklung, Einmalzahlungen und den neuen Gesellschaften, die 2022 erstmalig ein volles Jahr dem Konsolidierungskreis angehörten. Gegenläufig machte sich die Anhebung der Leitzinsen im Euro-Raum bemerkbar, da hierdurch der Rechnungszins für die Rückstellungsbewertung deutlich weniger stark sank als im Vorjahr.

Die planmäßigen Abschreibungen des Geschäftsjahres 2022 lagen um 5,8 Mio. Euro über dem Niveau des Vorjahres, während die außerplanmäßigen Abschreibungen um 1,4 Mio. Euro niedriger ausfielen.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind 2022 mit 106,4 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen (+21,8 Mio. Euro bzw. 25,8 %).

In einer zusammenfassenden Betrachtung des EBIT übersteigen die positiven Effekte im Rohertrag und den sonstigen betrieblichen Erträgen bei Weitem die höheren Aufwendungen in den weiteren Kostenarten sowie den Rückgang des Beteiligungsergebnisses. Somit fällt dieser zentrale Leistungsindikator mit 90,7 Mio. Euro deutlich höher als der Vorjahreswert von 80,4 Mio. Euro aus. Der Planwert wird damit um 9,7 Mio. Euro überschritten. Auch hier gleichen ein höherer Rohertrag sowie positive Effekte in den sonstigen betrieblichen Erträgen die über Plan liegenden Personalaufwendungen und sonstigen betrieblichen Aufwendungen mehr als aus.

Der Konzerngewinn liegt mit 34,4 Mio. Euro um 6,3 Mio. Euro bzw. 22,5 % über dem Vorjahreswert. Damit konnte in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld die Ertragslage des Konzerns weiter verbessert werden. Im Vergleich zum geplanten Wert fällt dieser finanzielle Leistungsindikator um 7,6 Mio. Euro höher aus als geplant. Neben den auf das EBIT wirkenden Effekten machen sich auch hier ein höheres Vorsteuerergebnis und ein entsprechender Steueraufwand bemerkbar.

Ausblick

Der Krieg in der Ukraine zeigt deutlich, dass die Dekarbonisierung nicht nur für Zwecke des Klimaschutzes vorangetrieben werden muss, sondern auch, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. Zudem hat die Bundesregierung ihre Schätzung zum Bruttostrombedarf im Jahr 2030 von 710 TWh auf 750 TWh angehoben. Dies wirkt sich auch auf den Bedarf an erneuerbar erzeugtem Strom aus: Bei einem gewünschten Anteil von 80 % grünem Strom braucht Deutschland bis 2030 600 TWh Strom aus erneuerbaren Quellen, bei Windenergie an Land 115 Gigawatt (GW) – das entspricht einem Zubau von 10 GW jährlich – und bis 2040 160 GW. Bei Photovoltaik geht die Bundesregierung von einer installierten Leistung von 215 GW bis 2030 aus und von 400 GW bis 2040. Das erfordert einen Zubau von 22 GW jährlich.

Mit Blick auf das Thema Gas-Versorgungssicherheit gilt es im Jahr 2023, die Gaslieferungen noch breiter zu diversifizieren, den Bau der weiteren LNG-Terminals voranzutreiben, neue Wasserstoff-Allianzen zu etablieren und Energieeinsparmöglichkeiten zu generieren.

Die nachfolgenden Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung des ENTEGA-Konzerns sowie der ENTEGA AG stehen unter der Prämisse, dass es zu keiner weiteren Verknappung der Rohstofflieferungen nach Europa kommt. Doch auch in diesem Fall steht die gesamte Branche vor erheblichen Herausforderungen aufgrund der hohen und volatilen Energiebeschaffungspreise. Bei Gas werden die Preise absehbar nicht mehr auf das Vorkriegsniveau zurückgehen, das bei etwa 30 Euro pro Megawattstunde (reiner Beschaffungspreis) lag. Das gilt auch für das Strompreisniveau. Maßgeblich verändern wird den Energiemarkt erst ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch das Energiesparen werden Haushalte und Unternehmen im Jahr 2023 beibehalten und ganz allgemein viel bewusster mit ihrem Energieverbrauch umgehen.

Im Geschäftsfeld Erzeugung werden im Jahr 2023 der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die dezentrale Energieerzeugung hauptsächlich über die Kopplung des Strom- und Wärmesektors weiter ausgebaut. In diesem Zusammenhang sollen die regenerativen Geschäftsaktivitäten weiter durch die Entwicklung vielversprechender Wind-onshore- und Photovoltaik- Standorte ausgebaut werden. Hierfür wird die Sicherung regionaler und nationaler Standorte zu Planung, Bau und Betrieb von Windparks, auch in Zusammenarbeit mit strategischen überregionalen Partnerschaften, weiterverfolgt.

Die Geschäftsfelder Vertrieb und Handel werden in den kommenden Jahren bestimmt sein von den Megatrends Digitalisierung, sichere und flexible Energieversorgung und Dekarbonisierung. Im Fokus stehen vor allem die Lösungsprodukte und das Telekommunikationsgeschäft, das im Zuge des Glasfaserausbaus der ENTEGA Medianet GmbH in Südhessen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Begleitet wird das Wachstumsprogramm durch Optimierungsmaßnahmen der Digitalisierung, welche die wesentliche Voraussetzung für das angestrebte Wachstum ist. Die Automatisierung, Standardisierung und Integration der Prozesse und Systeme ist weiter voranzutreiben, um eine Sicht auf den Kunden zu erreichen und das Self-Service-Angebot weiter auszuweiten. Aufgrund des geänderten politischen und wirtschaftlichen Umfelds ist es zudem unverzichtbar geworden, die Risiken der Energiebeschaffung noch stärker zu betrachten, zu bewerten und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.

Das Geschäftsfeld Netze wird sich in den kommenden Jahren weiterhin am vorgezeichneten Effizienzpfad der Regulierung für die Strom- und Gasverteilung ausrichten. Von wesentlicher Bedeutung sind die Ergebnisse für die Erlösobergrenzen in den Sparten Gas und Strom. Hier werden für das Jahr 2023 die Ergebnisse aus den Kostenprüfungen, die Effizienzwerte für die 4. Regulierungsperiode aus dem Effizienzvergleichsverfahren sowie die Festlegung der generellen sektoralen Produktivitätsfaktoren erwartet. Die 4. Regulierungsperiode in der Sparte Gas beginnt mit dem Jahr 2023, in der Sparte Strom mit dem Jahr 2024.

Im Geschäftsfeld öffentlich-rechtliche Betriebsführung soll das MHKW Darmstadt in den Jahren 2022 bis 2028 umgebaut und modernisiert werden. Es besteht aus drei Verbrennungslinien mit einer Kapazität von derzeit 238.280 Mg/a. Der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) plant den Ersatz der Linie 2 durch eine größere Linie 4 und den Rückbau der Linie 1 sowie die Errichtung einer Klärschlamm-Monobehandlungsanlage. In der neuen Linie 4 und der Linie 3 sollen zukünftig insgesamt 225.000 Mg/a Abfall thermisch verwertet werden. Die neu errichtete Linie 4 soll im zweiten Schritt um einen Drehrohrofen zur Klärschlamm-Monobehandlungsanlage von 60.000 Mg/a ergänzt werden.

Die Konzernplanung geht für das Geschäftsjahr 2023 von Investitionen in Höhe von 180,1 Mio. Euro aus. Verglichen mit den Investitionen des Jahres 2022 in Höhe von 188,3 Mio. Euro ist also ein leichter Rückgang geplant. Die Schwerpunkte der Investitionen werden weiterhin die Investitionen in die Versorgungsnetze für Strom, Gas, Wasser, Wärme und Telekommunikation sowie die regenerative Energieerzeugung sein. Die Konzernumsatzerlöse werden sich im Geschäftsjahr 2023 aufgrund der hohen Energiepreise voraussichtlich auf 5,3 Mrd. Euro belaufen unter der Annahme, dass die Witterungslage dem langjährigen Mittelwert entspricht und sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie in diesem Abschnitt beschrieben entwickeln. Unter dieser Prämisse wird das EBIT im Jahr 2023 mit 105,0 Mio. Euro voraussichtlich um 15,8 % höher ausfallen als im Jahr 2022. Der Konzerngewinn soll annahmegemäß mit 36,9 Mio. € ebenfalls höher ausfallen.